BLOGAngst - Realität oder Täuschung?

Angst

Realität oder Täuschung?

Angst ist ein universelles Gefühl, das nahezu jeden Menschen betrifft. Oft wird sie als schädlich oder lähmend wahrgenommen. Doch stellt sich die Frage: Ist Angst immer eine Realität, die uns vor Gefahren schützt, oder handelt es sich um eine Täuschung, die unser Leben unnötig einschränkt? Während einige Ängste berechtigt und schützend sind, sind viele andere irrational und basieren auf erlernten Verhaltensmustern oder traumatischen Erfahrungen.

In diesem Beitrag betrachten wir die verschiedenen Arten von Angst, deren Auswirkungen auf unser Leben und wie wir lernen können, besser damit umzugehen. Wir werden uns auch mit der Frage auseinandersetzen, wie unsere Wahrnehmung von Angst beeinflusst wird und ob sie uns lähmt oder uns dazu anregt, aktiv zu werden. Denn nur wenn wir verstehen, was Angst wirklich ist und woher sie kommt, können wir entscheiden, ob wir ihr erlauben, unser Leben zu kontrollieren. Oder ob wir den Mut finden, sie zu überwinden.

Angst verstehen und überwinden

Nahezu alle Menschen haben Angst – doch nur wenige sind sich dessen wirklich bewusst. Solange wir sie nicht erkennen, merken wir oft nicht, wie stark sie unsere Lebensqualität beeinträchtigt.

Doch wir sind nicht auf diese Welt gekommen, um uns zu quälen oder zu leiden, sondern um das Leben zu genießen. Deshalb ist es wichtig, einen Blick hinter das zu werfen, was uns davon abhält. Einen Blick, der unser Leben für immer verändern kann.

Verschiedene Arten von Angst und ihre Bedeutung

Es ist wichtig, Ängste nicht vorschnell zu verurteilen, sondern zwischen ihren zwei Hauptformen zu unterscheiden.

1. Reale und begründete Angst

Diese Art von Angst schützt uns und warnt uns vor tatsächlichen Gefahren, wie beispielsweise:

  • die Angst, aus großer Höhe in die Tiefe zu stürzen,
  • die Angst vor Krieg oder einem Überfall,
  • die Angst, in gefährlichen Situationen verletzt oder getötet zu werden.

Diese Ängste sind für unser Überleben wichtig. Sie bewahren uns davor, unnötige Risiken einzugehen, und helfen uns, gesund, sicher und am Leben zu bleiben. Übertriebene oder blockierende Ängste in einer Gefahrensituation können jedoch unter Umständen einen gegenteiligen Effekt haben.

2. Irrationale Angst

Diese Angst bezieht sich oft auf soziale oder persönliche Situationen und ist nicht lebensbedrohlich. Sie hindert uns jedoch häufig daran, unser Leben als leicht zu empfinden und zu genießen. Beispiele dafür sind:

  • die Angst, im Mittelpunkt zu stehen, oder das Gegenteil davon: zu wenig beachtet zu werden,
  • die Angst vor Zurückweisung, etwa beim Ansprechen eines attraktiv oder wichtig erscheinenden Menschen,
  • die Angst, nicht interessant, wichtig oder liebenswert genug zu sein.

Solche irrationalen Ängste engen uns ein. Sie nehmen uns den Mut, das zu tun, was wir wirklich möchten, und offen auf andere Menschen zuzugehen.

Viele der vorhandenen Ängste haben einst einen Zweck erfüllt. Viele stammen aus der Kindheit, wo sie einmal sinnvoll waren. Heute tragen wir sie oft immer noch in uns, obwohl sie keinen sinnvollen Zweck mehr erfüllen, wie beispielsweise „sprich nicht mit Fremden“.

Egal, ob eine Angst noch immer einen Zweck erfüllt oder in der Vergangenheit wichtig war und heute nicht mehr sinnvoll ist – beide Formen sind auflösbar. Bei Ängsten, die noch einen Zweck erfüllen, ist dies jedoch oft aufwendiger und erfordert meist etwas Hilfe und Unterstützung.

Hier geht es jedoch um Ängste, die früher einmal wichtig waren, aber heute keine Bedeutung mehr haben. Solche Ängste sind kein Schicksal, das wir annehmen und mit dem wir uns abfinden müssen.

Natürlicher Umgang mit Angst

In Angstsituationen reagieren Menschen auf eine von drei Arten, die sich evolutionär entwickelt haben: Kampf, Flucht oder Totstellen. Wir gehen mit Bedrohungen um, indem wir die Reaktion wählen, die in der jeweiligen Situation am ehesten unser Überleben sichert. Diese Entscheidung wird jedoch nicht von unserem Bewusstsein getroffen, sondern vom Unterbewusstsein (oder Unbewussten):

  • Kampf: Wenn eine Flucht nicht möglich ist, wir uns aber in der Lage fühlen, die Bedrohung abzuwehren, schüttet der Körper Adrenalin aus. Dieses versorgt uns mit mehr Energie und erhöht unsere Chancen, den Kampf erfolgreich zu gewinnen.
  • Flucht: Wenn wir uns einer Bedrohung nicht gewachsen fühlen oder der Rückzug als der sicherste Weg erscheint, greift der Fluchtinstinkt. Auch hier steigt der Adrenalinspiegel, was uns ermöglicht, der Gefahr schnell zu entkommen.
  • Totstellen: Sind weder Kampf noch Flucht möglich oder erscheinen sie zu riskant, tritt die Totstellreaktion ein. Diese führt oft zu einem Gefühl der "Schockstarre". Diese Reaktion kann in bestimmten Situationen nützlich sein, etwa wenn es sicherer ist, stillzuhalten, um die Aufmerksamkeit eines Feindes nicht auf sich zu ziehen.

Wichtig zu beachten ist, dass nicht immer alle drei Reaktionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Beispielsweise sind bei einer Besprechung im Büro weder Kampf noch Flucht möglich. Erscheint eine Bedrohung dort als sehr gefährlich, kann sie in extremen Fällen zur Ohnmacht führen. Glauben wir hingegen damit umgehen zu können, dann beginnt der Körper zu zittern, um das erzeugte Adrenalin durch die schnelle Bewegung wieder abzubauen. Denn in einer Besprechung wären Kampf oder Flucht eine unpassende Verhaltensweise.

Was ist Angst wirklich?

Sehr viele Menschen antworten auf diese Frage: „Angst ist ein Gefühl.“

Ja, das stimmt. Jedoch entsteht dieses Gefühl aus der Vorstellung dessen, was in Zukunft passieren wird – oder könnte. Es ist also eine Befürchtung oder oft sogar eine negative Erwartungshaltung.

Ein gesundes Selbstwertgefühl hilft uns, die Kontrolle über unsere Gedanken zu behalten und die Angst zu mildern. Es hilft uns auch dabei, besser mit der Situation umzugehen. Ein niedriges Selbstwertgefühl hingegen erhöht die Wahrscheinlichkeit, sich von irrationalen Ängsten leiten zu lassen.

Umgang mit irrationalen Ängsten

Menschen, die sich ihrer Ängste bereits bewusst sind, empfinden diese häufig als sehr abstrakt. Das heißt, sie sind schwer zu „greifen“ und damit auch schwer zu beschreiben. Diese Menschen wissen zwar, dass sie Angst haben, können aber nicht genau sagen, wovor.

Solche Ängste sind wie ein Feind, den man nicht sehen kann: Er ist schwer zu bekämpfen und noch schwerer zu besiegen. Oft ist man ihm hilflos ausgeliefert.

Doch sobald eine konkrete Form der Angst erkennbar wird, kann man auch herausfinden, wie man mit ihr umgehen und was man gegen sie tun kann. Solche konkreten Formen sind beispielsweise:

  • Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen,
  • Angst vor Zurückweisung oder Ablehnung,
  • Angst, keine (oder zu wenig) Aufmerksamkeit zu erhalten
    (und damit nicht wichtig, interessant oder liebenswert genug zu sein),
  • Angst vor dem, was in Zukunft Schlechtes (oder Gefährliches) passieren könnte.

Betrachten Sie die Angst wie ein Lebewesen, das gesehen und beachtet werden möchte. Wenn sie Ihre Aufmerksamkeit erhält und Ihnen mitteilen kann, was sie zu sagen hat, ist das bereits ein sehr großer Schritt, der viel verändern kann.

Wenn Sie sie ständig wegdrängen, wird sie immer wiederkommen.

Gefährliche Irrtümer

Gegen Ängste ankämpfen

Wenn wir gegen unsere Ängste ankämpfen, schenken wir ihnen damit unsere Aufmerksamkeit und machen sie nur noch größer.

Dem, dem du deine Aufmerksamkeit schenkst, das wächst.
(Unbekannt)

Deshalb ist es zwar wichtig, sich seiner Ängste bewusst zu sein. Es bringt jedoch nichts, sich ausschließlich auf das zu konzentrieren, was einem Angst macht, und so alternative Sichtweisen oder Lösungen völlig außer Acht zu lassen.

Ängste verdrängen

Viele wollen sich nicht mit ihren Ängsten auseinandersetzen und sagen deshalb: „Davon will ich nichts wissen“ oder „Ich will nicht darüber nachdenken.“ Damit verschwinden diese jedoch nicht, sondern wandern nur in das Unterbewusstsein.

Da wir uns dort dieser Ängste nicht mehr bewusst sind, wird das Leben jedoch nur scheinbar einfacher. Tatsächlich verlieren wir Schritt für Schritt die Kontrolle darüber.

Im Falle von traumatischen Erfahrungen kann dies zu einem bestimmten Zeitpunkt der bestmögliche Weg sein, damit umzugehen. Doch um das Trauma aufzulösen, ist es wichtig, sich damit zu beschäftigen – wenn notwendig, mit professioneller Unterstützung.

Lassen wir Ängste unkontrolliert wirken, können sie zu unangenehmen und unerwünschten Verhaltensweisen führen, wie beispielsweise:

  • Kontrollzwang: Dadurch erhält man zwar mehr Sicherheit, verliert jedoch jegliche Spontanität.
  • Emotionslosigkeit: Damit kann man schwerer von anderen verletzt werden. Jedoch fällt es einem auch schwerer, sich über schöne Dinge zu freuen.
  • Selbstsabotage: Damit schützt man sich vor möglichen Enttäuschungen und behält die Kontrolle über das bereits Bekannte, jedoch auf Kosten verpasster Chancen, eines sinkenden Selbstwertgefühls und innerer Konflikte.

Deshalb ist es besser, herauszufinden, wovor wir uns fürchten, und diese Angst aufzuarbeiten.

Nicht jeder empfindet den Gedanken daran als angenehm. Das bedeutet jedoch nicht, dass es deshalb falsch ist. Es bedeutet nur, dass unser Unterbewusstsein erkennt, dass sich damit etwas in unserem Leben verändern könnte.

Die Angst anzusehen und von allen Seiten zu betrachten, ist die einzige mir derzeit bekannte Möglichkeit, sie aufzulösen und zum Verschwinden zu bringen. Wenn Sie das von einem sicheren Ort aus (und gegebenenfalls mit Anleitung) tun, kann Ihnen dabei auch nichts passieren.

Praktische Schritte

Hier sind einige Ansätze, die im Umgang mit irrationalen Ängsten hilfreich sein können:

  1. Sich der eigenen Ängste bewusst werden: Es ist ein entscheidender erster Schritt, die eigenen Ängste klar zu identifizieren und sich einzugestehen, dass sie existieren. Dadurch wird die abstrakte Angst greifbarer, und der Umgang damit einfacher.
  1. Aufmerksamkeit verschieben: Wenn wir uns ständig auf die Angst konzentrieren, wird diese immer größer. Wenn wir jedoch nach Lösungen suchen und unsere Energie darauf fokussieren, wird die Angst immer mehr in den Hintergrund treten und irgendwann sogar komplett verschwinden. Denn dann erfüllt sie keinen Zweck mehr.
  2. Energie folgt der Aufmerksamkeit.
    (Huna-Prinzip)

  1. Die eigene Komfortzone erweitern: Suchen Sie gezielt nach kleinen Herausforderungen, die Sie an Ihre Ängste heranführen und Ihnen helfen, diese Schritt für Schritt zu überwinden. Durch die daraus entstehenden kleinen Erfolgserlebnisse lernen Sie, dass Angst eine Empfindung ist, die nicht notwendigerweise Ihren Alltag beherrschen muss.
  2. Mut heißt nicht, ohne Angst zu handeln,
    sondern trotz der Angst.
    (Unbekannt)

    Beginnen Sie mit kleinen Schritten. Tun Sie zuerst das, was Ihnen möglich erscheint, und steigern Sie sich langsam.

  1. Selbstwertgefühl stärken: Ein gesundes Selbstwertgefühl erlaubt es, besser mit unseren Ängsten umzugehen. Arbeiten Sie an Ihrem Selbstbild, um sich selbst als wertvoll, fähig und würdig wahrzunehmen.

Eigene Erfahrungen

Ich habe selbst sehr lange Zeit ein Leben in Angst geführt. Für mich waren die Menschen und die Welt bedrohlich, und ich wollte nichts damit zu tun haben.

In einer Phase meines Lebens sorgten traumatische Erfahrungen sogar dafür, dass ich das Gefühl hatte, von Dämonen besessen zu sein. Hier geht es jedoch nicht um die Frage, ob das tatsächlich so war, sondern ich möchte einfach zeigen, wie tiefgreifend vorhandene Ängste sein und wie weit diese gehen können. Wenn wir diesen nicht Einhalt gebieten, können sie am Ende unser gesamtes Leben kontrollieren.

Bis ich eines Tages genug von diesen Ängsten hatte. Deshalb habe ich alles getan, was notwendig war, damit sie für immer aus meinem Leben verschwinden konnten. Das hat meine Sicht auf die Welt und die Menschen verändert – und damit mein ganzes Leben!

Zusammenfassung

Seine Ängste zu erkennen und loszuwerden, lohnt sich. Danach wird Ihr Leben nie wieder das gleiche sein. In der positivsten Form, die möglich und vorstellbar ist.

Ich habe das nicht nur selbst erlebt, sondern inzwischen auch bei vielen anderen beobachtet.

Viel Erfolg!

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Erstellt von Rudolf Lechleitner am 25.01.2015, zuletzt aktualisiert am 20.10.2024.

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